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Herr Greipl feiert 101. Geburtstag

OB Putz gratuliert ehemaligem Kampfflugzeugpiloten zum 101. Geburtstag.

Da war wohl eine ganze Schutzengel-Mannschaft am Werk: Josef Greipl hat den Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg, über 360 Einsätze als Pilot eines deutschen Sturzkampfflugzeuges (Stuka), mehrere Luftangriffe eine Flugzeug-Explosion und einen Absturz, schwerstverletzt, an der Grenze zu Stalingrad sowie zwei Herzinfarkte überlebt und am Montag – da feierte er seinen 101. Geburtstag. Eine Lebensgeschichte, die Oberbürgermeister Alexander Putz „außergewöhnlich faszinierend“ findet, wie er selbst sagte. Vergangenes Jahr bereits hatte der Rathauschef das Vergnügen, ihm zum 100. Geburtstag zu gratulieren und immer noch erinnerte er sich genau an Greipls Erzählungen. Förmlich spürbar war das Gedankenkino seiner Schilderungen und doch kann man sich dieses Ausmaß, das Josef Greipl zu Zeiten des Dritten Reichs erleben musste, angesichts des hierzulande seit Jahrzehnten friedlichen Miteinanders kaum noch vorstellen. Umso beeindruckter zeigte sich Putz zu Greipls optimistischer Grundeinstellung und seines ausgeglichen wirkenden Wesens. Vor allem seinen Humor hat sich der 101-Jährige, der OB Putz adrett gekleidet mit Anzug und Krawatte empfing, beibehalten. Gleich bei der Begrüßung scherzte der ehemalige Kampfflugzeugpilot, dass er gerade vorhin noch schnell die Schallmauer durchbrochen habe-mit lautem Knall, freilich extra für seinen prominenten Besuch. Greipl würde in Anzing, im Kreis Deggendorf, geboren. Nach der Wehrausbildung war er Flugzeugführer und wurde später zum Leutnant befördert. Bei einem Luftangriff über Stalingrad wurde er abgeschossen und stürzte mittels Schleudersitz und Fallschirm schwerstverletzt in die Tiefe. Der zweite Insasse des Flugzeuges war auf der Stelle tot. Mit knapper Not, noch dazu hinter der Grenzlinie zu Staingrad, konnte Greipl durch die Rettung eigener Truppen einer russischen Kriegsgefangenschaft entgehen. „Noch heute stecken Granatsplitter in meinem Kopf“, sagte Josef Greipl und deutete an seine rechte Stirnseite oberhalb seiner Augenbraue. Eine Operation wäre zu gefährlich gewesen. Die Splitter würden ihn aber kaum beeinträchtigen. Noch funktioniere alles da oben, sagte er und lachte: „A bissl wos is no da“. Nach dem Krieg trat er in den Polizeidienst ein und war zuletzt als Kriminalbeamter tätig. Bereits im Alter von 50 Jahren wurde er jedoch in den Ruhestand versetzt. Der Grund: Nach zwei Herzinfarkten diagnostizierte ihm der damals behandelnde Arzt nur noch wenige Lebensjahre. „Tja –  den Arzt gibt´s heut nimmer und ich bin immer noch da“, so der 101-Jährige humorvoll. Aufgeben kam für den charakterstarken Jubilaren nie in Frage. Auch heute noch mit 101 Jahren ist Josef Greipl, der seit acht Jahren im Hl. Geistspital wohnt, recht aktiv, liest viel, spaziert gerne und nimmt als Vorsitzender mit viel Herzblut die Aufgaben der Bewohnervertretung wahr. Wie zu hören war, sei der Jubilar im Stiftungsheim vor allem aufgrund seiner zuvorkommenden Art sehr beliebt und umschwärmt. In einem Drogeriemarkt werde er sogar als „unser Ehrengast“ angesprochen. Auf den Einwurf der Einrichtungsleiterin Jadranka Zizak „Ein richtiger Gentleman eben“ bemerkte Greipl trocken: „Das muss mein Bruder gewesen sein“, worauf der Oberbürgermeister scherzhaft entgegnete: „Na, was man von dem alles für Sachen hört“. Dass sich Josef Greipl im Hl. Geistspital sehr wohlfühlt und gut umsorgt wird, wie er bei jeder Gelegenheit betonte, freute vor allem auch Stiftungsverwalter Dieter Groß als weiteren Gratulanten. „Sie sind eine wirklich stake Persönlichkeit. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie jeden Tag genießen können und Freude haben“, sagte der Oberbürgermeister, der ihm neben einem Weinpräsent auch ein Geschenk des neuen Ministerpräsidenten mitbrachte. Besonders, ergänzte Putz, freue er sich schon darauf, „wenn wir uns spätestens nächstes Jahr wiedersehen“ –  was Greipl gewohnt heiter kommentierte: „I reiß mi zam“.